Wissenswertes zum Tragen
Viele der hier folgenden Informationen habe ich aus dem Buch
"Baby Basics" von Diana Schwarz und Frauke Ludwig.
Ein sehr lesenswertes Buch, weil es noch viel mehr gebündeltes Wissen enthält, nicht nur zum Thema Tragen, sondern auch zu allen anderen wichtigen Themen rund um die Bedürfnisse unserer Babys!!! Außerdem nutzte ich auch Informationen von anderen lesenswerten Büchern und Links, die unter der Rubrik
Bücher und Links zu finden sind.
- Tragefreude
Wer sein Kind schon einmal in ein Tuch gebunden oder eng angekuschelt in einer Tragehilfe in den Schlaf getragen hat, der weiß, wovon ich spreche.
Besonders nach einem nervenzereißendem Tag ist die Erleichterung und unglaubliche Entspannung, die wir gemeinsam erleben dürfen, einfach unbeschreiblich. Noch schöner, wenn wir gemeinsam mit unserem liebsten kleinen Menschenkind den Sonnenuntergang bestaunen können, während eine lauwarme Brise uns umstreichelt oder wir uns im Winter gegenseitig wärmen und gleichzeitig die frische Luft uns die Lungen befreit.
Diese besonderen Momente erfüllen uns nicht nur mit purer Freude, sondern werden nie ganz vergessen werden, denn sie festigen die Bindung und stärken langfristig unsere positive Beziehung zueinander. So hat es die Natur für uns vorgesehen. Wir Menschen sind Traglinge. Dafür gibt es viele Beweise, und einer davon ist die Tatsache, dass sowohl beim Tragenden als auch beim Tragling während der innigen Zeit des Tragens Oxytocin ausgeschüttet wird. Das ist das Liebeshormon, welches auch während des Stillens gebildet wird. Deshalb wird das Tragen auch als das "Stillen der Papas" bezeichnet. So kann der Papa sein Kind beruhigen und gleichzeitig eine tolle Bindung aufbauen. Außerdem sorgt er dabei auch noch für eine unbezahlbare Auszeit für die Mama. Wie praktisch, eine "Win-Win Situation" - ich nenne das Tragefreude - für die ganze Familie!
Ich weiß, dass es nicht für alle Menschen so einfach ist, sich darauf einzulassen - diese Nähe zuzulassen. Auch ich hatte meine Höhen und Tiefen während meiner Tragezeit mit meiner Tochter. Aber es lohnt sich, es auszuprobieren und dranzubleiben und sich und seinem Kind eine Trageberatung zu gönnen!!!
Ich freue mich für jedes Kind, welches das Glück hat getragen zu werden, und für jeden Tragenden, der die Nähe zulässt und damit die unglaubliche Freude und Entspannung erleben darf, die dabei entsteht.
Tragen ist und bleibt einfach das Beste, was ich für mich und mein Baby tun kann!
Ich biete Unterstützung und Informationen für alle Interessierten mit vielen Angeboten rund ums Tragen, für eine entlastende Tragezeit mit ganz ganz viel Tragefreude!!!!
- Vorteile des Getragen-Werdens für mein Baby
- Es macht mein Baby glücklich, denn es ist von Anfang an immer mit dabei, so wie es die Natur für mein Baby vorgesehen hat. (Siehe auch: "Menschenbabys sind Traglinge!" und "Tragen ab Geburt?")
- Grundbedürfnisse werden optimal befriedigt. Wie zum Beispiel das Bedürfnis nach Liebe, Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. (Siehe auch: "Tragen und Verwöhnen?")
- Tragen stärkt die Bindung: Wir Menschen sind soziale Wesen. Der Wunsch nach Bindung ist auch ein Grundbedürfnis! (Siehe auch: "Was ist Bindung?")
- Die körperliche Entwicklung wird durch das Tragen optimal unterstützt: "...hier zeigt sich, dass es einfach Sinn macht, was die Natur sich für uns gedacht hat." Optimale Hüftentwicklung durch die Anhock-Spreiz-Haltung (siehe auch: "ASH"). Optimale Entwicklung der Wirbelsäule dadurch, dass die Muskulatur in ihrem Aufbau richtig gut unterstützt wird.
- Sehr gute Hilfe bei Koliken, wenn wir in Anhock-Spreiz-Haltung (siehe auch: "ASH") unser Baby eng vor unserem Bauch tragen, weil der Bauch schön gewärmt wird. Die hockende Position entspannt die Bauchdecke (und damit den geblähten Magen und Darm), die Bewegungen massieren sanft den Bauch meines Babys. Außerdem liegen am Bauch und an den Unterschenkelinnenseiten Akkupressurpunkte gegen Verdauungs- und Schlafstörungen, die durch das richtige Tragen automatisch massiert werden.
- Tragekinder schreien bis zu 40% weniger. Wenn die Reize mein Baby überfordern, kann es sich sofort zurückziehen. Es vergräbt seinen Kopf in meiner Brust, und schläft ein. So kann die Flut an Reizen direkt verarbeitet werden. Man hat herausgefunden, dass der Tagschlaf von Babys, die im Tragetuch getragen werden, hauptsächlich aus REM-Phasen besteht - das sind Leichtschlafphasen, die für die Gehirnentwicklung sehr wichtig sind. So reduzieren sich auch die abendlichen Schreiphasen, die viele Babys durchleben müssen, wenn sie am Tag schon viel Aufregendes erlebt haben und völlig reizüberflutet abends nicht zur Ruhe kommen können. Und so erklärt es sich, dass unsere Babys mit mehreren getragenen Leichtschlafphasen am Tag abends besser zur Ruhe kommen und trotzdem in der Nacht gut und nicht weniger schlafen.
- Beim Tragen meines Babys werden alle seine Sinne angesprochen: die Körpersinne und die Fernsinne. Sie sind die wichtigsten Überträger von Informationen und helfen uns in der Welt besser zurecht zu kommen.
- Mein Baby wird durch mich in optimaler Temperatur gehalten: Im Winter wird es durch mich gewärmt, im Sommer über mein eigenes Schwitzen gekühlt.
- Es ist förderlich für die Sprachentwicklung, wenn ich dabei meinem Baby erzähle, was ich gerade mache.
- Tragebabys durchleben längere Phasen zufriedener Aufmerksamkeit. Es wird ihnen nachgesagt, dass sie wacher und interessierter wirken. Sie bekommen ja auch viel mehr mit von der Welt, auf Augenhöhe. Das schult auch gleichzeitig die soziale Kompetenz.
- Ein Tag-Nacht-Rhythmus-Gefühl entwickelt sich viel einfacher als in einem abgedunkelten Zimmer, in dem eine weitere Nacht vorgegaukelt wird. Durch mehrere getragene Nickerchen am Tag in Helligkeit und mit Hintergrundgeräuschen.
- Positiv für die Entwicklung von Frühgeborenen
- Eine Verringerung des SIDS-Risikos wird vermutet
- Vorteile des Tragens für uns Eltern
Viele Eltern nehmen ganz instinktiv ihre Babys auf den Arm, weil sie merken, dass das Tragen Ihnen und ihren Babys gut tut. Jedes Baby fordert unterschiedlich stark seine Bedürfnisse ein, aber allen Babys tut es gut, wenn sie getragen werden.
Die Frage ist dabei, ob wir unsere Hände frei haben wollen? Und ob es für uns auch bequem und von vielen anderen Vorteilen begleitet sein darf?
Tragen mit einer Tragehilfe oder im Tragetuch ist DIE Lösung für den anstrengenden (Baby-)Alltag:
- Eng an uns gebunden und durch das Tragetuch oder Tragehilfe gestützt haben wir beide Hände frei für eventuelle Geschwisterkinder oder für Hausarbeiten. Das erleichtert den Babyalltag enorm. Während ich dann z.B. die Spülmaschine ausräume, setze ich wichtige Impulse für die Sinne meines Babys. Damit unterstütze ich optimal seine Entwicklung, mache für mein Baby und mich selbst ein Fitnessprogramm und bekomme gleichzeitig meinen Haushalt in den Griff. Außerdem kann ich sehr entspannt kochen mit Baby auf der Hüfte oder auf dem Rücken.
- Das Tragen kann ich sehr gut als Einschlafhilfe benutzen, für entspanntere Abende, wenn das gewohnte Einschlafritual mal nicht hilft. Wie oft habe ich von Freunden gehört, dass sie wieder mehrere Runden mit dem Auto drehen mussten, weil ihr Baby abends nicht anders zur Ruhe kam. Das kostet Geld und Nerven. Viel praktischer ist es, sein Baby während dem Staubsaugen zum Einschlafen zu verhelfen. Das monotone Geräusch erinnert an die Geräusche in der Gebärmutter, als die Welt noch nicht so aufregend war. Und es gibt Tricks, wie ich mein Baby mit Tragehilfe ablegen kann, ohne dass es aufwacht.
- Unsere Babys weinen weniger, das schont unsere Nerven. Wir sind entspannter und es geht uns insgesamt besser.
- Es stärkt die Bindung. So ist es für uns Eltern viel leichter, die Bedürfnisse unserer Kinder zu erkennen und zu befriedigen. Das stärkt unser Selbstwertgefühl und entstresst. (Siehe auch: "Was ist Bindung?")
- Der Spaziergang mit dem Hund macht viel mehr Freude. Hindernisse, schmale holprige Wege, Treppen sind kein Problem mehr. Weihnachtsmärkte und Feste machen mit Tragehilfe viel mehr Spaß. Und ich muss nicht wegen dem Kind früher nach Hause. Es schläft einfach eng an mich gebunden schon mal ein, sobald es müde ist und kann später ins Bett gelegt werden.
- Richtiges Tragen ist super bequem und kräftigt unsere Rückenmuskulatur! Das ist eine Win-Win-Win-Situation: Das Baby ist da, wo es sein will. Der Träger hat vermutlich so wenige Rückenschmerzen, wie schon lange nicht mehr. Und gleichzeitig sparen wir uns das Geld für das Fitnessstudio.
- Wenn die Mama stillen möchte und Schwierigkeiten mit der Milchproduktion hat, dann ist das Tragen sehr förderlich. Durch den innigen Körperkontakt bekommen wir einen extra Hormonschub, es werden Oxytocin und Prolaktin ausgeschüttet, beides Stillhormone, die bei der Mama die Milchproduktion und den Milchfluß anregen. Wenn das Baby gleichzeitig häufiger trinken darf, dann passt sich die Milchproduktion besonders schnell an.
- Das funktioniert auch beim Papa oder anderen Bezugspersonen. Also nicht dass die dann plötzlich Milch geben, aber Oxytocin wird auch beim Partner ausgeschüttet. Oxytocin ist nicht nur ein Stillhormon, sondern auch ein Glücks-und Entspannungshormon, welches wunderbar entstresst im anstrengenden Babyalltag. Das ist wieder eine "Win-Win-Situation": Dem Papa geht es besser, er ist kompetent und entspannt und kann die Mama optimal unterstützen >> die Mama hat guten Gewissens babyfrei und kann sich mal in der Badewanne verwöhnen. Und wenn der Partner und andere Personen auch tragen, dann fühlt das Baby, dass es auch bei anderen Personen sicher und geborgen sein kann.
- Außerdem ist das Tragen sehr zu empfehlen bei postpartaler Depression. Dann allerdings erstmal auf dem Rücken, bis die Krankheit sich verbessert hat.
- Aber es mögen doch nicht alle Babys getragen werden?
Doch!!!
Es gibt kein Baby, welches nicht getragen werden möchte!!! Unsere Menschenbabys sind Traglinge!!!
(Siehe "Menschenbabys sind Traglinge")
Wenn ein Baby nicht getragen werden möchte, dann kontaktieren Sie bitte eine(n) gut ausgebildete(n) Trageberater/-in!
Menschenbabys sollten naturgemäß nah am Körper getragen werden.
Es gibt immer einen Grund, wenn ein Baby im Tragetuch oder der Tragehilfe weint. Es ist wichtig, dann genauer hinzuschauen. Und es gibt sehr viele mögliche Gründe, warum sich das Baby nicht wohl fühlt, wenn es in die eigentlich physiologisch korrekte Haltung gebracht wird. Mögliche einfache Ursachen können sein, dass die Tragehilfe nicht die Richtige ist oder falsch angelegt wurde. unter anderen, bis hin zu schwerwiegenderen Ursachen wie Schmerzen durch Blockaden im Rücken.
Eine professionelle Trageberatung hilft, die Ursache herauszufinden.
- Tragen ab Geburt ?
Alle Babys können ab der Geburt getragen werden. Bei Besonderheiten oder Unsicherheiten kontaktieren Sie bitte eine(n) Trageberater(in).
Bei Frühgeborenen besser mit Hilfe einer professionellen Trageberatung.
Wer sich fit fühlt, darf direkt loslegen. Allerdings macht es Sinn, besonders beim ersten Kind, das Wochenbett erstmal zu genießen und voll auszunutzen was an Ruhe möglich ist, um Aufzutanken für die folgenden Wochen. Das ganztägige Kuscheln im Bett ermöglicht sehr viel Körperkontakt, am besten Haut auf Haut, das tut Mama und Baby gleichermaßen gut. Deshalb heißt es ja auch WochenBETT!
Sehr von Vorteil ist es da, wenn der Partner schon Tragen mag und kann. Dieser muss sich zwar auch mitunter von der Geburt erholen, aber er ist schneller wieder körperlich fit (fürs Tragen).
Es ist viel schonender für die Rückenmuskulatur des Tragenden, möglichst früh, und damit auch mit wenig Gewicht, etwa 3-5 kg, mit dem Tragen zu beginnen, also optimalerweise mit dem Geburtsgewicht, dann wächst die Muskulatur mit dem schwerer werdendem Baby mit, und es ist für den Tragestart nicht gleich so anstrengend.
- Vorteile einer professionellen Beratung
Jeder kann eine Trageberatung anbieten.
Nur diejenigen mit einer Zertifizierung können eine professionelle Trageberatung anbieten.
Das Tragen mittels Tuch oder Tragehilfe ist eine soziale Kompetenz (genau wie das Stillen).
Das bedeutet: diese Kompetenzen sind uns nicht in die Wiege gelegt worden, sondern wir Menschen müssen uns diese Kompetenzen aktiv erarbeiten. Und das funktioniert nur, wenn wir Vorbilder haben, bei denen wir es uns abschauen können. Über Generationen hinweg wurden diese Kompetenzen auch bei uns in Europa immer wieder weitergereicht, bis es aus der Mode geriet, sein Kind im Tuch zu Tragen (oder zu stillen).
Das bedeutet, dass wir modernen Eltern von heute leider nicht mehr automatisch ins Tragen (und Stillen) reinwachsen. Wir haben es ungleich schwerer als die jungen Mütter in den Generationen weit vor der Zeit unserer Großmütter.
Wir müssen uns diese Kompetenz von anderen abschauen, die es "neu" gelernt haben.
Am besten geschult sind Trageberater/-innen, die die Ausbildung in einer guten Trageschule absolviert haben und am besten schon viel eigene Erfahrung sammeln konnten.
Es gibt auch viele Videos auf You-Tube. Es gibt viele gute Videos, aber leider auch viele schlechte, denn jeder, der sich berufen fühlt kann eine Trageberatung machen und Videos ins Netz stellen. Auf diese Weise zu lernen kostet sehr viel Zeit. Kostbare Zeit, die ich sinnvoller nutzen kann: für mich, für meine Familie. Außerdem können diese Videos keine Fachkraft ersetzen, die direkt nebendran steht und die Probleme löst, die in dem Moment auftauchen.
Eine professionelle Beratung spart nicht nur Zeit, sondern auch das Geld, das häufig für Fehlkäufe verschwendet wird.
Es gibt nicht die beste Tragehilfe oder das beste Tragetuch. Aber es gibt das Beste für jeden Einzelnen! Und das gilt es zu finden.Das ist so ähnlich wie das Finden der richtigen Jeans.
Heute kann man nicht mehr sagen, dass nur das klassisch gewebte Tuch die einzig wahre Tragemöglichkeit ist. Es gibt inzwischen nicht nur sehr viele richtig gute Tücher in sehr vielen verschiedenen Webarten auf dem Markt, sondern auch tausende von unterschiedlichen guten ergonomischen Tragehilfen, die dem Einbinden im Tuch fast ebenbürtig sein können, genauso wie die elastischen Tücher, Ring-Slings, Zwillingstragehilfen, Tragehilfen für den Besuch im Schwimmbad und viels mehr.
Eine geschulte(r) Trageberater(-in) behält da den Überblick, hat ein Gespür dafür für wen was passen könnte und ist über Neuigkeiten informiert.
Erste Bindeversuche üben sich am besten mit einer Tragepuppe und einem Berater/in an meiner Seite, der/die erklärt wie ich mein Baby am besten halte, damit es die ganze Zeit gesichert ist. Besonders bei Neugeborenen ist das vorherige Üben mit der Puppe sinnvoll, weil durch die noch weniger vorhandene Muskelspannung das Einbinden erschwert ist. Und durch die Tragepuppe wird mein Baby geschont. es muss nicht zum Üben herhalten.
Außerdem hat auch das Baby ein Mitspracherecht, es weiß am besten was sich gut anfühlt. Die meisten Babys zeigen sehr deutlich, welche Tragehilfe ihnen am besten gefällt, und da ist es von großem Vorteil, wenn es eine große Auswahl gibt, und gegebenenfalls die Möglichkeit besteht, die Tragehilfen der engeren Auswahl in einem Verleih für ein paar Tage Probe zu tragen.
Eine Trageberaterin kann die Tragebeziehung sehr positiv beeinflussen!
Durch viele Tipps und Tricks wird die Bequemlichkeit für Baby und Tragende nachhaltig verbessert und das führt zu ganz viel mehr Tragefreude!
Es wird gezeigt, wie der Beckenboden entlastet werden kann.
Außerdem wird sichergestellt, dass mein Baby optimal für die Entwicklung der Wirbelsäule und in ASH getragen wird. Es werden nur Bindeweisen gezeigt, bei denen das gewährleistet ist. Und die Tragehilfe wird optimal eingestellt.
Sehr zu empfehlen ist eine Beratung schon während der Schwangerschaft, da kann der Partner schon fit gemacht werden fürs Tragen im Wochenbett. Das hilft der frisch gebackenen Mama und dem Neugeborenen gleichermaßen, und außerdem gibt es vor der Geburt noch mehr Zeit und Ruhe zum Üben und ausprobieren, welche Tragemöglichkeit am besten gefällt.
Es kann durchaus sein, dass die Tragevarianten, die für mich und mein Baby am optimalsten sind während einer Tragezeit variieren, und da ist es von Vorteil, einen ständigen Ansprechpartner meines Vertrauens zu haben.
In einer individuellen Beratung kann am besten auf spezielle Situationen eingegangen werden
(wie z.B. das Tragen von Frühchen, Tragen nach Kaiserschnitt, Tragen bei Milchstau, Tragen bei KISS, Tragen bei PPD,....)
Meine Philosophie:
"Wiederfinden und Vertrauen auf unsere Instinkte" ist eine Säule und das" Wiedererlangen der sozialen Kompetenz" ist die zweite wichtige Säule, die zusammen mit der dritten Säule, dem "Aufrechterhalten der Verbindung", das solide Fundament für ein Familien"nest" voller (Trage-)Freude bildet und uns zu den kompetenten Erwachsenen macht, die wir alle gerne sein wollen.
- Allgemeine Tipps für das Tragen (ohne Beratung)
Keine Angst, etwas falsch zu machen!
Man kann gar nicht so viel falsch machen.
Die Alternativen: auf dem Arm oder im Kinderwagen- sind schlechter als eine schlecht angelegte Tragehilfe.
Für unsere Babys ist es in erster Linie wichtig nah an uns dran zu sein, uns zu riechen und zu spüren!!!
Es gibt nur wenige Dinge, die wir unbedingt beachten müssen:
- 1. Am besten immer aufrecht! Nicht mit dem Kopf nach unten tragen! Auch nicht liegend.
- 2. Mein Baby sollte gut atmen können! NICHTS über den Babykopf legen! KEINE Halstücher, Schals oder Handtücher. Keine Jacken, in die mein Baby reinatmen könnte ohne dass die ausgeatmete Luft richtig abziehen kann! Als Sonnenschutz eignen sich hervorragend Sonnenmützen fürs Baby und evtl zusätzlich einen Regenschirm.
- 3. Mein Baby muss nach unten und zur Seite gestützt sein. Es darf NICHT herausfallen!
Keine Angst vor den Aussagen von vermeintlichen Fachleuten und weniger gut fortgebildeten Physiotherapeuten oder Ärzten (siehe Expertenbullshit im Buch "Baby Basics" von D.Schwarz und F.Ludwig)
Wenn ich auch alle Vorteile für die physiologische Entwicklung meines Babys nutzen möchte, sollte ich auch folgendes beachten:
- Mein Tuch oder meine Tragehilfe sollte fest gebunden sein.
- Mein Baby sollte sich im entspannten Zustand leicht rund machen können, aber nicht zusammensacken.
- Mein Baby sitzt am besten wie in einem Beutel, in ASH und mit Stoff, der von Kniekehle zu Kniekehle reicht.
Noch ein paar zusätzliche Tipps:
- Möglichst NICHT (oder nur sehr kurz in reizarmer Umgebung) mit dem Gesicht in Fahrtrichtung tragen, das kann zu einer Reizüberflutung führen, und damit zu Schreiphasen am Abend, weil mein Baby sich nicht abwenden kann, wenn es zuviel wird. Es gibt viel bessere Alternativen (welche am besten für das jeweilige Tragepaar passt, findet sich am besten in einer Trageberatung)
- Bequeme Kleidung für mein Baby (Strampler 1-2 Nummern größer).
- Stillkleidung für mich, wenn ich unterwegs bequem und diskret stillen möchte. Wie das geht zeigt Ihnen eine professionelle Trageberaterin.
Wenn mein Baby sich nicht einbinden läßt, bitte eine(n) professionelle(n) Trageberater(in) kontaktieren!!!
- Menschenbabys sind Traglinge
Tragling bedeutet in der Biologie, dass das Junge von einem Elternteil getragen wird, weil es sich alleine nicht fortbewegen kann.
Unsere Menschenbabys können das auch noch nicht.
In der Vergangenheit mussten Säuglinge und Kleinkinder auf der Reise getragen werden, damit sie überlebten. Das ist in unseren Genen quasi immer noch gespeichert.
Damals gab es noch keinen Kinderwagen, und auch keine Wege, auf denen er hätte fahren können. Der Kinderwagen war und ist für die Fortbewegung und die seelische und körperliche Entwicklung NICHT vorgesehen.
Unsere Menschenbabys haben immer noch die körperlichen Merkmale, die perfekt sind
für das Getragen-Werden und das Leben am Körper ihrer Bezugsperson:
- der gerundete Rücken unserer Neugeborenen, der durch optimales Tragen gut unterstützt wird
- die Entwicklung der stabilen S-Form der Wirbelsäule (siehe "Optimale Entwicklung der Wirbelsäule ab Geburt")
- das noch nicht ausgereifte Hüftgelenk, welches sich erst in der getragenen Haltung optimal weiterentwickelt
- unser Gleichgewichtszentrum ist eines der am frühesten heranreifenden Gehirnteile, und deshalb hat das Bewegt-Werden eine positive Wirkung auf unsere Babys
- Während der Tragezeit wird durch den innigen Körperkontakt Oxytocin beim Tragling und beim Tragenden ausgeschüttet, so hat die Natur ein "Bonbon" für uns bereitgestellt, damit wir gerne und oft tragen, so hat es sich in der Evolution über Jahrhunderte bewährt
Bei den Traglingen wird unterschieden zwischen aktiven und passiven Traglingen.
Passive Traglinge sind die Lebewesen, die in Beuteln ihrer Mütter umhergetragen werden und somit keinen Beitrag zum Tragen leisten (z.B. Kängurus, die die restliche Zeit der Reifung im Beutel verbringen)
Laut dem Schweizer Zoologen und Anthropologen Adolf Portmann sind auch wir eine physiologische Frühgeburt, da wir erst nach ca 1 Jahr den Reifezustand hätten, den wir bei der Geburt schon haben müssten, ähnlich dem passiven Tragling.
unsere Menschenbabys sind zwar auch noch nicht komplett ausgereift, sie können ihre Temperatur noch nicht vollständig alleine regulieren, und die Augen und Ohren sind zwar funktionstüchtig, die Sichtweite beträgt aber erstmal nur etwa 40cm - kein Problem für den menschlichen Tragling, denn er kann eng an seiner Bezugsperson an sichersten nachreifen.
Trotzdem gehören wir nicht zu den passiven, sondern zu den aktiven Traglingen, weil unsere Babys sich tatsächlich aktiv aufs Tragen vorbereiten, wenn die Bezugsperson sich nähert (siehe "Anhock-Spreiz-Haltung")
Und über den Moro-Reflex, der wie eine Alarmanlage funktioniert, greifen sie aktiv nach ihrer Bezugsperson, wenn diese sie ablegen möchte. Damit versuchen sie sich reflexartig festzuhalten, was auch gut funktionieren würde, wenn wir noch mehr Fell hätten.
Auch bei Kleinkindern, merken wir deutlich, wie sehr sie aktiv beim Tragen mithelfen, wenn sie noch getragen werden. Ähnlich den Affenkindern.
Unsere Menschenbabys haben auch Eigenschaften von Nestflüchtern und Nesthockern, es bestehen aber auch grundlegende Unterschiede:
Neugeborene Nesthocker, wie z.B. die Kaninchen kommen nackt auf die Welt, so wie wir, sie können weder ihre Temperatur selbst regulieren noch sich alleine fortbewegen. Sie bleiben aber im Nest und warten still auf ihre Eltern, oft einen halben Tag lang. Die Ruhe und das Alleinsein ist für Nesthocker normal und beruhigend, doch unsere Menschenbabys sind sehr beunruhigt, wenn sie alleine sind. Damit die langen Zeiten ohne Eltern für die Nesthocker funktionieren werden sie mit extrem sättigender Muttermilch gesäugt. Ein menschlicher Säugling aber wird mit nicht so lange sättigender Muttermilch ernährt, und so ist es verständlich, dass er seine Mutter in ständiger Nähe wissen will.
So wie die Neugeborenen Nestflüchter, die auch die Nähe der Mutter benötigen, weil sie in sehr kurzen Abständen gestillt werden, weil die Muttermilch der Nestflüchter ebenfalls nur für kurze Zeit sättigt, wie z.B bei Pferden, dafür sind sie aber direkt nach der Geburt schon körperlich so voll entwickelt, dass sie in der Lage sind, dem Muttertier zu folgen, um sich der Gruppe anzuschließen, um mit Flüchten zu können wenn Gefahr droht.
Wir zeigen also auch verhaltensbiologisch, dass wir Traglinge sind, durch unser Bedürfnis nach ständiger Anwesenheit der Betreuungsperson.
Evolutionsbiologisch betrachtet hat das über den größten Zeitraum der Menschheit auch alles Sinn gemacht. Es hat sich bewährt als die Welt noch aus Säbelzahntigern bestand, und die Höhle noch nicht so sicher war wie unsere heutige Behausung mit Doppelverglasung und Sicherheitstür.
Als wir noch als Nomaden umhergezogen sind, mit den Kindern eng an uns gebunden, war es von größter Wichtigkeit, dass das Baby nicht irgendwo abgelegt wurde, denn es hätte seinen Tod bedeutet, wäre es unterwegs vergessen worden.
Diese Informationen sind noch tief in unseren Genen gespeichert.
Die Welt ist selbst für uns Europäer erst seit kurzem so sicher, dass wir ruhigen Gewissens unsere Babys alleine liegen lassen können, inzwischen sogar mit Hilfe von Video- Überwachung als Babyphon.
Unser Baby weiß aber nicht, dass es auch sicher überwacht wird, wenn es uns nicht in seiner Nähe spürt.
Es weiß noch nicht mal, dass wir noch existieren, wenn wir außer Sichtweite sind.
Das Gehirn ist noch nicht weit genug entwickelt, es arbeitet zu Beginn nur mit 25 Prozent seiner späteren Größe.
Dinge oder Personen, die das Baby nicht mehr sieht, die existieren für unsere Säuglinge nicht mehr.
Alles kein Problem für den menschlichen Tragling, denn er erwartet immer dabei zu sein. Unsere Babys sind wie zum Getragen-Werden geboren.
Diese Reflexe und Instinkte, mit denen unsere Babys geboren werden kollidieren nun mit unserer modernen Zeit von heute, und es bedeutet eine Menge Stress für so ein kleines Baby, das sich gleichzeitig noch an so grundlegende Dinge gewöhnen muss wie etwa die Schwerkraft, dass es in unserer Welt hier draußen viel lauter ist, viel heller, kälter, es gibt plötzlich so viel freien Raum und jetzt wird es auch noch in einer Babyschale im Raum abgestellt währendessen es für mein Baby ungewiß ist, ob der wichtigste Mensch, der für sein Überleben sorgt, überhaupt noch existiert?
Wir können unseren Babys mit dem Getragen-Werden im Tuch oder einer Tragehilfe diesen Stress nehmen, wenn wir sie ihrer Natur gemäß behandeln. Dann haben sie die Möglichkeit, sich langsam an unsere Welt zu gewöhnen, und sie lernen schnell. Mit 2 Jahren läuft das Gehirn schon mit 75 % seiner Größe.
Unsere Menschenbabys sind Traglinge!!!
Es gibt kein Baby, welches nicht getragen werden möchte!!!
Wenn Ihr Baby nicht getragen werden möchte, dann kontaktieren Sie bitte eine(n) gut ausgebildete(n) Trageberater/-in!
- Mein Beispiel-Tragespaziergang
Beim Tragen werden alle Sinne angesprochen und geschult. Die Körper- und die Fernsinne.
Sinne sind die Überträger von Informationen und sie helfen uns und unseren Babys, in unserer Welt besser zurechtzukommen und Situationen besser einschätzen zu können.
Anhand meines folgenden Beispielspaziergangs möchte ich dies hier verdeutlichen:
Mein Baby wird im festgebundenen Tuch getragen (Grenzen).
Es nuckelt am Tragetuch (Geschmackssinn).
Ich verlasse mit meinem Tragebaby und meinem Hund das Haus und laufe erstmal eine Straße entlang in Richtung Wald. Plötzlich hören wir einen Krankenwagen in der Nebenstraße mit Sirene vorbeifahren (Hörsinn).
Ich bleibe ruhig, mein Baby schaut mich an (Sehsinn), ich halte ihm die Ohren zu und versichere ihm leise, dass alles gut ist, es schmiegt sich näher an mich dran, dabei spürt es meinen ruhigen Herzschlag und tastet wieder nach dem angenuckelten Tuch (Tastsinn).
Über seine Sinne hat sich mein Baby rückversichert, dass keine Gefahr droht und es beruhigt sich ganz schnell wieder und dabei hat es eine wichtige Lektion fürs Leben gelernt.
Jetzt verlassen wir die Straße, am Waldrand bücke ich mich, um meinen Hund von der Leine zu lassen (Gleichgewichtssinn).
Die Sonne scheint auf eine einladende Bank auf einer Lichtung. Ich setze mich und esse ganz entspannt meinen mitgenommenen Apfel, die Luft riecht nach Wald und Apfel (Geruchssinn).
Oh nein, ich sehe, dass mein Hund sich in irgendeinem Mist wälzen möchte, ich rufe ihn zurück, und weil ich weiß, dass er in dem Moment nicht hören wird, renne ich los, um das Schlimmste zu verhindern (durch das gut angelegte Tuch macht mein Baby meine Bewegungsmuster mit, dabei wird es hier und da minimal gegensteuern, kurzfristige Gewichtsverlagerungen werden ausgeglichen, seine Tiefenmuskulatur wird optimal angeregt). Das bedeutet, dass unsere Babys während der Tragezeit nicht völlig bewegungslos im Tuch hängen, sondern sie bewegen sich mit!
Außerdem nimmt mein Baby während der gesamten Tragezeit seine inneren Organe wahr (das viscerale System läuft auf Hochtouren).
- Tragen und Verwöhnen?
Keine Angst vor dem "Verwöhngespenst"!
Liebe verwöhnt nicht, Liebe und Bindung sind Grundbedürfnisse.
Verwöhnen ist: wenn ich mein Kind mit Geschenken überhäufe, die es nicht braucht.
Verwöhnen ist nicht: wenn ich meinem Kind die Aufmerksamkeit und Hilfe gebe, die es braucht.
Leider bekommen fürsorgliche Eltern immer wieder zu hören, dass sie ihr Kind zu sehr verwöhnen würden. Und wenn es getragen wird, heißt es im Bekanntenkreis, dass es so "nie laufen lernen wird". Wir wissen aber dass das Gegenteil der Fall ist, denn das Tragen fördert den Muskelaufbau, der fürs Laufen lernen wichtig ist (siehe Optimale Entwicklung der Wirbelsäule ab Geburt)
Solche Aussagen gibt es auch über das Weinen, zB. "Verwöhn dein Baby doch nicht so, lass es ruhig mal schreien!"
Weinen ist kein Druckmittel, sondern ein Hilferuf!
Es kann kein Druckmittel sein, denn manipulatives analytisches Denken entwickelt sich erst ab einem Alter von 5 Jahren!!! Das ist wissenschaftlich erwiesen.
Die Inuit (im Norden von Alaska) haben zu ihren Kindern ständigen Körperkontakt und dort gibt es keine verwöhnten Tyrannen, im Gegenteil deren Kinder sind viel früher selbständig als unsere.
Fazit:
Wer immer für sein Baby da ist, auch indem er es trägt, der stärkt es fürs ganze Leben!
- Der Kinderwagen
Wenn das Baby gerne im Kinderwagen liegt, dann ist es toll, wenn man als Mama und Papa mal eine Auszeit bekommt durch schiebende Omas und Opas, die nicht bereit sind, sich auf das Tragen in einer Tragehilfe einzulassen.
Auch wenn das Baby gerne im Kinderwagen liegt, ist es empfehlenswert, das Tragen im Alltag ganz bewußt zu nutzen, so oft es möglich und angenehm ist, weil es für die seelische und körperliche Entwicklung wichtig ist, dass die Kinder nicht nur geschoben, sondern auch getragen werden.
Der Kinderwagen hat durchaus seine Berechtigung:
Er ist toll zum Transportieren von Wickeltasche, Spielzeug und Einkauf! Und in die große Wanne passen viel mehr Einkäufe als in das kleine Netz darunter.
Wenn er als Einkaufswagen genutzt werden soll, dann ist es gut, wenn er sich mit einer Hand schieben läßt, schmal und wendig ist.
Wenn Sie tatsächlich Ihr Baby darin transportieren wollen, dann sollte er wirklich sehr gut gefedert sein, und möglichst breit, denn es gibt eine gute Möglichkeit mit einer Stufenlagerung die Anhock-Spreiz-Haltung (ASH) und den Rundrücken zumindest etwas nachzustellen.
Der Kinderwagen kann das Getragen-Werden aber niemals ersetzen, er bleibt die zweite Wahl, egal wie gut er gefedert ist, und wieviel er gekostet hat.
Und noch ein Tipp für das Schieben im Kinderwagen:
Sie sollten wirklich präsent sein, beugen Sie sich so oft es geht über den Wagen, um mit Ihrem Baby zu sprechen. Neugeborene Babys können nur 20-40cm weit sehen, dass heißt sie sehen oft gar nicht wer den Wagen schiebt.
Deshalb hilft Singen bei manchen unruhigen Babys, weil sie dann wissen, dass Mama und Papa noch da sind, wenn sie außer Sichtweite sind.
Leider wird auch heute noch der Kinderwagen als Statussymbol gesehen. Das liegt an unserer geschichtlichen Vergangenheit.
Im 18.Jahrhundert geriet in unserer Gesellschaft das Tragen aus der Mode: Menschen aus priviligierteren Schichten distanzierten sich zu den ärmeren Schichten, in dem sie ihr Kind nicht trugen. Die Wohlhabenden hielten ihre Kinder auf Abstand, indem sie sie zum Zwecke der Aufzucht aufs Land gaben, oder Ammen ins Haus holten, damit sie nicht Gefahr liefen, ihr gesellschaftliches Ansehen zu verlieren. 1840 wurde die erste Fabrik für Kinderwägen in England gebaut. Vor 200 Jahren, also maximal 7 Generationen sind seither mit dem Kinderwagen aufgewachsen. Wer sich in der Evolotionsbiologie auskennt, der weiß, dass das zu wenige Generationen sind, um Instinkte und Anatomie anpassen zu können.
Bei der Entwicklung des Kinderwagens wurden leider die Physiologie und die Bedürfnisse von unseren Menschenbabys nicht berücksichtigt, weil man sie damals noch nicht kannte.
Oft ist es so: erst wenn etwas fehlt, und sich daraus Probleme entwickeln, merken wir, dass es doch wichtig ist. Und das Tragen ist nicht nur für die körperliche sondern auch für die seelische Entwicklung wichtig.
(siehe auch: Was ist Bindung?, Entwicklung der Wirbelsäule und ASH)
Leider war während des Dritten Reichs, in dem die Nationalsozialisten die Bedürfnisse aller Menschen mit Füßen getreten haben, und auch in der Nachkriegszeit der falsche Zeitpunkt, um wieder zu unseren körperlichen und seelischen Bedürfnissen und der unserer Kinder zurückzufinden.
Heutzutage befinden wir uns in einer sehr priviligierten Situation, wir haben uns sehr viel Wissen angeeignet. Viele Menschen suchen nach ihren Wurzeln und finden zurück zur Natur und so ist es nicht verwunderlich, dass sich das Tragen immer größerer Beliebtheit erfreut.
- Was bedeutet Anhock-Spreiz-Haltung (ASH) ?
Unsere Babys zeigen uns schon direkt nach der Geburt, dass sie getragen werden möchten und wie sie getragen werden wollen.
Instinktiv nehmen sie die Anhock-Spreiz-Haltung (ASH) ein, wenn sie von ihrer Bezugsperson hochgenommen oder abgelegt werden:
1.Dabei ziehen sie ihre Beine hoch Richtung Bauch in eine Hockstellung, je nach Schlaf- oder Wachzustand mehr oder weniger stark, zwischen 110 und 90 Grad.
2. Sie spreizen dabei die Beine, je nach Entwicklungsstand und Alter unterschiedlich stark.
Bei Frühgeborenen sieht man oft noch gar keine Spreizung, sie gehen nur in die Hockstellung.
Die meisten Neugeborenen spreizen nur sehr wenig, ca 60 Grad,
und es wird mehr je älter das Baby wird bis es ca 90 Grad von Bein zu Bein sind.
Die ASH ist sehr wichtig für unsere Babys, weil in dieser Position optimale Bedingungen für die Hüftreifung herrschen.
Deshalb wird diese Haltung ganz insinktiv vom Baby bevorzugt, auch im Liegen.
Das Hüftgelenk ist als Kugelgelenk zusammengesetzt aus dem Oberschenkelkopf und der Hüftgelenkspfanne. Die Hüftgelenkspfanne ist zu dem Zeitpunkt der Geburt noch nicht voll ausgebildet. Sie vergrößert sich dadurch, dass knorpelige Strukturen verknöchern, und das funktioniert am besten, wenn der Oberschenkelkopf mittig in der Pfanne sitzt, wie es in ASH der Fall ist.
Und wenn mein Baby jetzt in dieser Haltung getragen wird, dann wird dieser Reifeprozeß noch besser unterstützt, weil wichtige Impulse innerhalb dieser Gelenkspfanne in verschiedene Richtungen entstehen (Druck und Reibung).
Und die Wahrscheinlichkeit dass das in ASH getragene Baby später eine Spreizhose benötigt, oder breit gewickelt werden muss, ist viel geringer.
Die Orthopäden und Kinderärzte, die sich in die Thematik rund ums Tragen in Studien eingelesen haben, empfehlen bei auffälligen Hüften sogar gar keine Spreizhose oder das doppelte Wickeln mehr, sondern stattdessen ganz klar das Tragen im Tragetuch.
Es gibt verschiedene Untersuchungen zu dem Thema, zwei finde ich ganz besonders interessant:
1. Bei Völkern, bei denen die Kinder größtenteils im Tragetuch dicht am Körper getragen werden, kommen Hüftverrenkungen quasi nicht vor.
Hüftverrenkungen entstehen, wenn die Hüftgelenkspfanne nicht ausreichend gefestigt ist, denn dann kann der Oberschenkelkopf nach oben wegrutschen bis zur völligen Ausrenkung.
Das ist einer der Gründe warum es so wichtig ist, dass die Hüfte unserer Babys per Ultraschall gecheckt wird. Deshalb ist das in der U-Untersuchung vorgeschrieben.
2.In einer anderen Untersuchung an 192 getragenen Kindern konnte Dr. Kirkiliones belegen, dass die Häufigkeit von Haltungsauffälligkeiten bei diesen Kindern unter dem durchschnittlichen Prozentsatz liegt.
- Optimale Entwicklung der Wirbelsäule ab Geburt
Durch das Tragen kann die Wirbelsäule (WS) unserer Neugeborenen optimal unterstützt werden!
Das ungeborene Baby hat eine noch gerundete WS, das ist zu dem Zeitpunkt durchaus sinnvoll, denn es verbringt die Zeit vor der Geburt komplett zusammengeklappt im Bauch der Mutter.
Das neugeborene Baby hat immer noch den gerundeten Rücken, der auch als Totalkyphose bezeichnet wird, im Gegensatz zu der doppelten S-Form von uns Erwachsenen.
Denn diese Aufrichtung der WS, die mit der Geburt beginnt, entsteht erst über mehrere Etappen. Sie wird gefördert durch die sich immer stärker entwickelnde Muskulatur.
Erst richtet sich die Hals-Wirbelsäule (HWS) auf. Das wird auch als Halslordose bezeichnet, denn sie wird sich zum Bauch hin krümmen. Dass diese abgeschlossen ist, das erkennt man daran, dass das Baby schon auf den Unterarm gestützt liegen kann und dabei die volle Kopfkontrolle besitzt. Etwa ab dem 3.-5. Lebensmonat.
Danach richtet sich die Brust-Wirbelsäule (BWS), diese wird eine stabile Krümmung zum Rücken hin bekommen, welche als Brustkyphose bezeichnet wird. Diese wird mit fortschreitendem Krabbelalter und durch die kontinuierlich stärker werdende Muskulatur immer flacher, also wird sich noch weiter aufrichten. Diese Aufrichtung in der Krümmung wird als Brustkyphose bezeichnet. Das Baby kann sich dann ohne Hilfe hinsetzen und muss ab dem Zeitpunkt nicht mehr gestützt werden. Es hat damit auch eines der Beikostreifezeichen erlangt.
Als letztes richtet sich die Lendenwirbelsäule (LWS) auf. Sie bildet die Lendenlordose aus. Das Baby kann mit diesem Entwicklungsschritt jetzt frei und sicher stehen und das Laufen lernen kann beginnen.
Diese Entwicklungsschritte der Aufrichtung der Wirbelsäule (WS) sind wichtig für den aufrechten Gang, und sie entstehen nach und nach bis sie erst mit der Pupertät richtig abgeschlossen sind, erst ab dann können wir von der stabilen S-Form von uns Erwachsenen sprechen.
Diese Entwicklung wird durch das Tragen optimal unterstützt. Die Wirkung auf die Tiefenmuskulatur während eines Spaziergangs, und dass unsere Babys schon mithelfen und kleine Bewegungen ausgleichen, das alles hilft, die Muskulatur zu trainieren, viel besser als es Pampersgymnastik oder Pekip tun könnte.
Das ist auch der Grund dafür, warum getragene Babys oft früher mit dem Laufen beginnen, obwohl sie vergleichsweise weniger Bodenkontakt haben.
Unsere Wirbelsäule (WS) ist für den aufrechten Transport gemacht:
Die Bandscheiben zwischen den einzelnen Wirbeln sind so entwickelt, dass sie Stöße und Drehbewegungen zwischen den einzelnen Wirbeln wie Stoßdämpfer abpuffern.
Liegen unsere Babys im Kinderwagen, können ihre Bandscheiben, keinerlei Stöße oder Bewegungen abfangen.
- Was ist Bindung?
Tragen stärkt die Bindung: Wir Menschen sind soziale Wesen, der Wunsch nach Bindung ist auch ein Grundbedürfnis!
Für unsere Babys ist es lebensnotwendig, dass nicht nur sie sich an uns binden, (da haben sie gar keine andere Wahl, sie sind ja abhängig von uns,) sondern dass wir uns auch an sie binden. Wenn es uns richtig wehtut sie zu verlassen, dann stimmt der Bindungstanz. Dann können wir ansatzweise nachempfinden wie sie selbst empfinden müssen.
Wenn eine gute Bindung auf beiden Seiten besteht, dann ist es erwiesen, dass es den Eltern sehr viel leichter fällt, auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen. Und unsere Kinder sind eher bereit, unsere Anweisungen zu befolgen. Das schafft ein solides (Vertrauens-)Fundament fürs gesamte Leben unserer Kinder.
Wir sind der Fels in der Brandung, der sichere Hafen, in den unsere Kinder immer wieder zurückdürfen, wenn sie Probleme haben. Das fängt schon bei den ganz Kleinen an. Einige Babys lassen sich nur sehr schwer oder gar nicht ablegen. Bei diesen Babys kann man oft sehr große Fortschritte durch das Tragen beobachten. Sobald sie genügend Sicherheit getankt haben, fangen sie an, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Als ob sie mit Geborgenheit gesättigt wären, und dann verhalten sie sich plötzlich viel mutiger und selbstbewußter. Sie gehen plötzlich selbständig auf Entdeckungsreise. Das kann ich aus eigener Erfahrung mit meiner Tochter bestätigen.
Jedes Kind ist anders, und ich habe die Erfahrung gemacht, dass besonders sensible vorsichtige Kinder enorm von häufigem Tragen profitieren.
Aber natürlich ist es für alle Kinder von Vorteil, aus der Sicherheit heraus, die Welt kennenzulernen und sich dabei auf eine sichere Führung durch seine wichtigsten erwachsenen Menschen verlassen zu können.
Es gibt mehrere Bindungsstufen, die erreicht werden können, die alle aufeinander aufbauen.
Leider haben in den vergangenen Jahren mit einem größer werdendem Anteil nicht mehr alle Kinder in Deutschland alle Bindungsstufen erreichen können, was sich an gleichaltrigen-orientierten Kindern und "coolen" Jugendlichen zeigt, die Probleme haben, dem Unterricht einer erwachsene Person zu folgen. Im schlimmsten Fall kann fehlende Bindung sogar zu einer erhöhten Suizidanfälligkeit bei Jugendlichen führen.
Siehe z.B das Buch "Der Neufeld-Ansatz" von Dagmar Neubronner
Das zeigt uns:
Bindung bleibt auch im weiteren Leben unserer Kinder überlebenswichtig!!!! Deshalb ist es wichtig für unsere Kinder, und für uns, diese Verbindung herzustellen.
In einer für mich vollendeten Bindung besteht auch ohne direkten Kontakt immer noch eine tiefer gehende Verbindung, und es ist das größte Glück für alle Beteiligten, wenn diese Verbindung ein Leben lang aufrecht erhalten werden kann.
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